Haaalt, altes Jahr, hoooo! Bevor du zu Ende gehst, schaffe ich's nämlich doch noch, wenigstens einen zweiten Dezemberpost einzustellen. Und damit sei allen Lesern eine gute Fahrt ins neue Jahr gewünscht, auf welchem Gefährt auch immer. Begleiten Sie uns weiter!
Hamburg ist Großstadtrevier. Da gibt es für den Schutzmann einiges zu tun, nicht nur verkehrstechnisch, sondern auch und vor allem dann, wenn der Ede in der Nähe ist, denn der Ede fischt gern im Trüben, und der Schutzmann treibt’s ihm aus. So weit die Fakten. Zudem ist Hamburg wie alle Großstadtreviere ein Revier mit vielen Migranten. Seit einem oder zwei Jahrzehnten kommen die bekanntlich kaum noch aus dem Süden Europas, dafür verstärkt aus dem Osten, abgesehen von den Flüchtlingen aus Übersee natürlich.
Viele Migranten haben wenig Geld, und viele gehen bei Aldi einkaufen. Ich gehe auch bei Aldi einkaufen, aber eigentlich eher, weil dort, wo ich jetzt wohne, kein Plus in der Nähe ist. Denn in Hamburg ist Aldi Nord, was einfach nicht so gut ist wie Aldi Süd, und Plus schlägt sie beide, seit die eine neue Marketingstrategie haben. Aber Aldi Nord – zumindest mein Aldi Nord – hat auch eine neue Strategie, und zwar eine zur Verbrechensbekämpfung. Ich bemerkte das neulich, als ich nach getätigtem Einkauf mein Fahrrad aufschloss und dabei mehr zufällig auf ein Schild in der unteren Ecke der Ladenfensterfront schaute. Darauf steht:
Die Geldbestände dieser Filiale sind in einem Tresor mit gesondertem Schlüssel gesichert. Das Personal kann den Tresor nicht öffnen. Der Schlüssel befindet sich nicht in dieser Filiale.
Diese Information ist dort in sechs Sprachen zu lesen: Deutsch, Englisch, Türkisch, Polnisch, Russisch und Rumänisch. Mein Gott, dachte ich, das ist nicht nur erstaunlich zeitgemäße, da den neuen Migrationstrends angepasste Verbrechensprävention, sondern erspart auch noch mehreren Menschen eine Menge Ärger: Die kleinen Edes aus Osteuropa kriegen nicht mehr von ihren großen Mafiabossen eins drauf, weil sie wieder mal einen Supermarkt überfallen haben, wo es keinen Schlüssel zum Tresor gab und aus dem sie deshalb ohne fette Beute nach Hause gekommen sind. Die Angestellten und Kunden in dem Geschäft, das sonst ausgeraubt worden wäre, müssen nicht mehr wegen ihres Schockzustands psychologisch betreut werden; spart also Krankenkassenkosten. Und der Aufräumdienst muss auch nicht mehr kommen, weil wieder so viel zerdeppert wurde bei dem Überfall ohne Sinn, da ohne Ausbeute, da auf ein Geschäft ohne Tresorschlüssel.
Das ist die eine Seite. Die andere ist: Aldi-Bruder Nord ist ganz schön auf Zack. Er hat nicht nur immer fleißig Zeitung gelesen und bemerkt, dass das organisierte Verbrechen seine Fäden mittlerweile von hinter dem Balkan aus spinnt, sondern er hat sich auch noch flugs findige Übersetzer aus den Problemgegenden beschafft und gesagt, hier, übersetzt mir das mal für eure Edes. Damit komm ich denen nämlich zuvor. Und damit auf dem Schild nicht unterstellt wird, ausnahmslos alle Räuber kämen aus dem Osten, hat Herr Aldi Nord die Warnung auch noch auf Deutsch und Englisch hingeschrieben, denn ein paar deutsche Edes wird es ja auch noch geben und Englisch ist halt Weltsprache, die wird zur Not der Ede aus Kroatien dann auch noch verstehen. Und Englisch muss man schon können als Herr Aldi Nord, da gäbe man sich sonst allzu viel Blöße.
Nun muss man sich aber auch noch die möglichen Reaktionsszenarien bei den Adressaten der Warnung ausmalen. Eine kleine Auswahl habe ich hier zusammengestellt:
Erst einmal wären da die beiden Kleinkriminellen aus Aserbaidschan, die eigentlich einen Supermarktüberfall immer als eine Nummer zu groß angesehen haben; bisher beschränkten sie sich auf Handtaschenraub und machten das im Team, sind auch erst einmal erwischt worden. Nun stehen die beiden einfach nur so vorm Aldi, weil sie auf den Bus warten. Nennen wir sie Orkhan und Azeri. Nichts Böses im Sinn, liest einer der beiden – sagen wir, Orkhan – zufällig das Schild. Da kommt ihm aber die Galle hoch vor Wut, er packt Azeri am Arm und sagt: „Nun guck dir das an, Azeri, die Schweine haben immer noch nicht gelernt, dass unser Volk, das wirklich gute Räuber hervorbringt, sich nicht mehr mit den Scheißrussen identifiziert und eine eigene Sprache hat. Verstehtst du etwa Russisch, Kumpel? Aber die Rumänen und die Polen, klar, die kriegen ihre Extrawurst. Die ham ja wohl den Arsch auf. Komm, denen zeigen wir’s!“ Und schwupp, haben sie zwei wartenden Omas die Strumpfhosen runtergerissen und sie sich über den Kopf gezogen, und mit aserbaidschanischem Gebrüll stürmen sie den Laden, erschrecken die Kassiererinnen zu Tode und lassen sich alles Geld aus der Kasse geben, und vor lauter Schreck kann keiner reagieren, weil ja alle denken, die Warnung draußen funktioniert, und dann hauen Orkhan und Azeri das ganze Geld vom Aldi beim Russen in der Kneipe aufn Kopp, wobei sie aber ihren Schnaps immer auf Aserbaidschanisch bestellen.
Den ungeliebten Russen ergeht es dagegen anders. Dmitrij und Pjotr wollen eigentlich nur mal die Lage in ihren Hamburger Latifundien peilen und schlendern in Pelz und Maßanzug auf einen Plausch mit dem Filialleiter vorbei. Boss Dmitrij sieht das Schild und schlägt sich ärgerlich mit der Faust in die Hand. „Nicht zu glauben, Pjotr! Warum lernen deutsche Lakaien nicht, dass sie sollen arbeiten für uns und nicht gegen uns?! Chabe ich ihm gesagt chundertmal was er soll machen mit Schlüssel, und er schreibt Beleidung auf für ehrenwerte Russen! Soll erfrieren in Sibirien!“ Und dann stürmt er rein und bläst dem Filialleiter erst mal den Marsch, und hinterher lässt er sich den goldenen Siegelring küssen von dem armen Mann, der dabei niederknien muss.
Auch die Türken fühlen sich beleidigt: Ünal, Ümit und Mehmet, alle zwischen 15 und 17 Jahren alt, stehen vor dem Schild und lesen (es tut mir Leid, dass in dieser Geschichte keine Frauen vorkommen, aber es gibt einfach nicht so viele kriminelle Frauen, oder?). Ümit ist der Erste, der sich rührt. Er lässt die Fingergelenke knacken und legt seinen Freunden die Arme lässig um die Schultern. „Ey Alter, wolln die uns beleidigen? Wolln die sagen, wir klauen oder was? Lan, die mach isch platt! Hastu gps?“ Mehmet zückt sofort sein GPS-Handy, womit es ein Leichtes ist, Herrn Aldi Nord persönlich zu orten. Sofort rufen sie ihn an und heizen ihm erst mal kräftig ein: „Alter, willlstu uns beleidigen? Weißt du, Türken sind superfriedlisches Volk, Alter! Glaubst du, wir ham kein Geld oder was? Ey, wenn du noch einmal meine Mutter beleidigst, komm isch mit meine drei Brüder und die machen disch platt!!“
Ja, und dann ist da noch der Ede, der gute alte. Der steht vorm Aldi, Strumpfmaske in der Tasche, und wartet auf eine günstige Gelegenheit. Dabei fällt sein Blick auf das Schild. Er sieht zuerst nur all die fremden Sprachen und denkt sich, was soll das? Und als er sich schon dranmachen will, das Englische mühsam zu übersetzen, sieht er dann doch die deutschen Wörter. Da dämmert’s ihm, und wütend stampft er mit dem Fuß auf und schreit laut, der Passanten ungeachtet: „Oh nee, so'n Schiet, jetzt ham die hier keinen Schlüssel mehr für den Tresor, jetzt kann ich die nich mehr überfallen!“ und zischt ab.
Bei all dem Ärger freut sich nur einer: der Schutzmann. Der muss nämlich gar nicht mehr ums Eck kommen, da der Ede eh schon reißaus genommen hat. Und so kann der Schutzmann früher Feierabend machen und es sich schön auf dem Sofa vorm Fernseher gemütlich machen.
Montag, 29. Dezember 2008
Montag, 8. Dezember 2008
Plädoyer fürs Bösesein
Zwei Grundannahmen seien diesem Eintrag vorausgeschickt: Erstens. Ich bin immer zu nett. Zweitens. Man sollte sich auf seine Intuition verlassen und ihr entsprechend handeln. Erstens wird im weiteren Verlauf hinreichend erklärt, zu Zweitens: Ich hatte so eine Ahnung, noch bevor ich die Entscheidung entgegen meiner Ahnung traf. Letzte Woche stand ich in einem Geschäft und hatte eine Mütze und einen Schal in der Hand, beide etwas teurer als meine übliche Preisklasse bei derlei Kleidungsstücken (der regelmäßige Leser dieses Blogs muss den Eindruck gewinnen, ich verbrächte den Großteil meiner Freizeit mit Shopping. Der Eindruck trügt). Ich dachte: Vielleicht solltest du besser nicht so viel Geld für eine Mütze und einen Schal ausgeben, du verlierst sowas doch immer schnell. Dann dachte ich aber daran, dass ich mir doch versprochen hatte, nicht mehr die Billigtextilketten zu unterstützen und beim Kleiderkauf mehr auf Qualität zu achten. Auf der Mütze stand sogar made in Germany, wo gibt’s das schon noch? Gebongt also, heißt gekauft. Die Mütze war braun und flauschig mit einem schönen dicken Bommel dran und der Schal war schwarz und flauschig und schlicht. Glücklich wärmte ich dann Hals und Kopf in Qualität. Was hat das mit nett und böse zu tun, mag der geneigte Leser denken. Kommt alles, kommt sofort.
In meinem Kölner Patchworkhaushalt, den ich nur noch sehr sporadisch bewohne, leben zwei junge Männer, eine erwachsene Katze und ein jugendlicher Kater. Letzterer hat dort einen Freifahrtschein für so ziemlich alle Ungezogenheiten, ihm fehlt die strenge mütterliche Hand. Und alles, was sich auch nur im Entferntesten bewegt, ist ihm Spielzeug und Jagdbeute. Ich rege mich oft ganz schön über ihn auf, vor allem wenn er wieder respektlos gegenüber der erwachsenen Katze ist, doch leider kann ich ihm, ähnlich wie den meisten Menschen, nie sonderlich lange böse sein. Denn wenn er dann kommt mit seinen goldenen Augen und sich schnurrend und völlig scham- und distanzlos in meine Halsbeuge schmiegt, wo er sogleich einschläft, ist es schnell um meine Strenge geschehen und ich bin zutiefst gerührt.
Auch gestern Nacht waren der Kleine und ich wieder sehr intim miteinander; die meiste Zeit lag sein Kopf in meiner Hand. Ohne Zweifel und zugegeben verschaffte mir das doch einige nächtliche Seligkeit. Ein hartes Herz, das da nicht weich würde. Hätte ich aber gewusst, dass er sich auf diese Weise nur Ablass für seine nächtlichen Sünden erschmeicheln wollte, hätte ich ihm was anderes erzählt. Das böse Erwachen kam mit dem Weckerklingeln um acht Uhr: Auf der Suche nach Kaffee betrat ich die Küche, wo ich am Abend zuvor Mütze und Schal über einen Stuhl gehängt hatte (warum eigentlich nicht an die Graderobe im Flur, frage ich mich jetzt). Aber wehe, wehe: Die Mütze lag auf dem Boden, der Bommel in Fetzen umher verstreut. Nur ein kümmerliches Restbüschelchen war davon an der Mütze hängen geblieben und klammerte sich ängstlich mit letzter Kraft fest. Von Bommel konnte keine Rede mehr sein. Ja, und der Schal war – weg. Ja: weg. Ich schwöre. Einfach nicht mehr aufzufinden. Ich schaute sogar ins Katzenklo (hätte ihn auch dann noch benutzt, wenn er da drin gewesen wäre), aber das Mistvieh hatte ihn einfach versteckt, und zwar richtig gut, wie Kinder das oft können oder Eichhörnchen. Und ich musste natürlich zum Zug und hatte keine rechte Zeit zum Suchen. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Mit einem markerschütternden „LUUUMP!!!“ (so heißt er tatsächlich, nur mit einem i hinten dran, damit er auch einen Namen hat, wenn er brav ist) machte ich meinem Ärger Luft. Aber da der Schuft natürlich Lunte gerochen hatte und nicht kam, um mir Rede und Antwort zu stehen, lief ich hinter ihm her und schrie ihn an: „WO HAST DU MEINEN SCHAL HINGETAN UND WAS HAST DU MIT MEINEM BOMMEL GEMACHT, DU ARSCHLOCH?!“ Und ich sagte ihm auch, was die Mütze gekostet hatte und dass ich jetzt verdammt noch mal einen Schal bräuchte draußen, es sei nämlich Winter. Am liebsten hätte ich ihm eine reingehauen. Oha, wird nun der eine oder andere Leser denken, da ist eine, die traut sich nicht, Menschen die Meinung zu sagen und lässt ihre Wut dann an einem wehrlosen Tier aus. Und sie ist ja eh selber schuld, warum hängt sie ihre Klamotten auch nicht an die Garderobe, wo der Kleine nicht dran kann; so ist das eben, wenn man Kinder hat. Überhaupt, so eine schlägt bestimmt auch Menschenkinder. Und ich sage: Richtig, ich würde mich in kaum einem Fall trauen, einen Menschen allen Ernstes Arschloch zu nennen, und warum kaufe ich mir auch teure Sachen und hänge sie dann nicht an die Garderobe, wo der Kleine nicht dran kann. Aber: Erstens werden Haustiere in unseren Breiten im Allgemeinen viel zu sehr verhätschelt. Neulich in Mali machten sich ein paar Kinder noch einen Spaß daraus, einen kranken Esel halb tot zu prügeln, so kann’s auch laufen. Und zweitens habe ich dem Lump ja gar keine reingehauen, und er hat mir nicht gesagt, wo er den Schal versteckt hat und meinen Mützenbommel auf ewig verstümmelt, und jemanden, der so was macht, möchte ich verdammt noch mal Arschloch nennen dürfen. Ich kann das sogar empfehlen als Selbsttherapie für Konfliktscheue: Wenn Sie Schwierigkeiten haben, Menschen die Meinung zu sagen, schaffen Sie sich eine pubertierende Katze an. Die wird Ihnen oft genug Anlass geben, sie als Arschloch (oder Vergleichbares) zu beschimpfen, und mit großer Wahrscheinlichkeit (eine Restmöglichkeit möchte ich nicht ausschließen) wird sie den Wortsinn Ihrer Beschimpfungen nicht verstehen. Und wenn doch, wird sie Sie vielleicht ihrerseits in Katzensprache beschimpfen, was Sie wiederum, und da bin ich mir sehr sicher, nicht verstehen werden. Man muss nicht immer nett zu allen sein.
In meinem Kölner Patchworkhaushalt, den ich nur noch sehr sporadisch bewohne, leben zwei junge Männer, eine erwachsene Katze und ein jugendlicher Kater. Letzterer hat dort einen Freifahrtschein für so ziemlich alle Ungezogenheiten, ihm fehlt die strenge mütterliche Hand. Und alles, was sich auch nur im Entferntesten bewegt, ist ihm Spielzeug und Jagdbeute. Ich rege mich oft ganz schön über ihn auf, vor allem wenn er wieder respektlos gegenüber der erwachsenen Katze ist, doch leider kann ich ihm, ähnlich wie den meisten Menschen, nie sonderlich lange böse sein. Denn wenn er dann kommt mit seinen goldenen Augen und sich schnurrend und völlig scham- und distanzlos in meine Halsbeuge schmiegt, wo er sogleich einschläft, ist es schnell um meine Strenge geschehen und ich bin zutiefst gerührt.
Auch gestern Nacht waren der Kleine und ich wieder sehr intim miteinander; die meiste Zeit lag sein Kopf in meiner Hand. Ohne Zweifel und zugegeben verschaffte mir das doch einige nächtliche Seligkeit. Ein hartes Herz, das da nicht weich würde. Hätte ich aber gewusst, dass er sich auf diese Weise nur Ablass für seine nächtlichen Sünden erschmeicheln wollte, hätte ich ihm was anderes erzählt. Das böse Erwachen kam mit dem Weckerklingeln um acht Uhr: Auf der Suche nach Kaffee betrat ich die Küche, wo ich am Abend zuvor Mütze und Schal über einen Stuhl gehängt hatte (warum eigentlich nicht an die Graderobe im Flur, frage ich mich jetzt). Aber wehe, wehe: Die Mütze lag auf dem Boden, der Bommel in Fetzen umher verstreut. Nur ein kümmerliches Restbüschelchen war davon an der Mütze hängen geblieben und klammerte sich ängstlich mit letzter Kraft fest. Von Bommel konnte keine Rede mehr sein. Ja, und der Schal war – weg. Ja: weg. Ich schwöre. Einfach nicht mehr aufzufinden. Ich schaute sogar ins Katzenklo (hätte ihn auch dann noch benutzt, wenn er da drin gewesen wäre), aber das Mistvieh hatte ihn einfach versteckt, und zwar richtig gut, wie Kinder das oft können oder Eichhörnchen. Und ich musste natürlich zum Zug und hatte keine rechte Zeit zum Suchen. Das konnte doch wohl nicht wahr sein! Mit einem markerschütternden „LUUUMP!!!“ (so heißt er tatsächlich, nur mit einem i hinten dran, damit er auch einen Namen hat, wenn er brav ist) machte ich meinem Ärger Luft. Aber da der Schuft natürlich Lunte gerochen hatte und nicht kam, um mir Rede und Antwort zu stehen, lief ich hinter ihm her und schrie ihn an: „WO HAST DU MEINEN SCHAL HINGETAN UND WAS HAST DU MIT MEINEM BOMMEL GEMACHT, DU ARSCHLOCH?!“ Und ich sagte ihm auch, was die Mütze gekostet hatte und dass ich jetzt verdammt noch mal einen Schal bräuchte draußen, es sei nämlich Winter. Am liebsten hätte ich ihm eine reingehauen. Oha, wird nun der eine oder andere Leser denken, da ist eine, die traut sich nicht, Menschen die Meinung zu sagen und lässt ihre Wut dann an einem wehrlosen Tier aus. Und sie ist ja eh selber schuld, warum hängt sie ihre Klamotten auch nicht an die Garderobe, wo der Kleine nicht dran kann; so ist das eben, wenn man Kinder hat. Überhaupt, so eine schlägt bestimmt auch Menschenkinder. Und ich sage: Richtig, ich würde mich in kaum einem Fall trauen, einen Menschen allen Ernstes Arschloch zu nennen, und warum kaufe ich mir auch teure Sachen und hänge sie dann nicht an die Garderobe, wo der Kleine nicht dran kann. Aber: Erstens werden Haustiere in unseren Breiten im Allgemeinen viel zu sehr verhätschelt. Neulich in Mali machten sich ein paar Kinder noch einen Spaß daraus, einen kranken Esel halb tot zu prügeln, so kann’s auch laufen. Und zweitens habe ich dem Lump ja gar keine reingehauen, und er hat mir nicht gesagt, wo er den Schal versteckt hat und meinen Mützenbommel auf ewig verstümmelt, und jemanden, der so was macht, möchte ich verdammt noch mal Arschloch nennen dürfen. Ich kann das sogar empfehlen als Selbsttherapie für Konfliktscheue: Wenn Sie Schwierigkeiten haben, Menschen die Meinung zu sagen, schaffen Sie sich eine pubertierende Katze an. Die wird Ihnen oft genug Anlass geben, sie als Arschloch (oder Vergleichbares) zu beschimpfen, und mit großer Wahrscheinlichkeit (eine Restmöglichkeit möchte ich nicht ausschließen) wird sie den Wortsinn Ihrer Beschimpfungen nicht verstehen. Und wenn doch, wird sie Sie vielleicht ihrerseits in Katzensprache beschimpfen, was Sie wiederum, und da bin ich mir sehr sicher, nicht verstehen werden. Man muss nicht immer nett zu allen sein.
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