Dienstag, 5. Januar 2010
Auf die Ohren! An die Füße!
Ja, aufmerksame Leser haben es rechts schon ganz recht erkannt: Eine neue Bloglesung steht an, endlich! Diesmal gibt es nicht nur unterhaltsame Texte, klangvolle Musik und leckeren Wein, sondern drumrum auch noch schöne Schuhe. Die sind aber nur zum Angucken, nicht zum Klauen. Und es gibt statt der üblichen Spende für Getränke ein Eintrittsverfahren: Wer sich vorher bei fraunoelle@googlemail.com anmeldet oder einen Flyer mitbringt, zahlt 2 Euro, alle anderen 3 Euro Unkostenbeitrag. Getränke sind da natürlich mit drin. Also, werte Herrschaften, kommt zahlreich am Dienstag, dem 19.01. ab 19.15h zu Asja shoes & design in der Bornstraße 18! Wir freuen uns!
Gewalt am Schwein, ja oder nein?
Ich bin kein Vegetarier. Nicht mal ein bisschen. Ich esse allgemein ziemlich gern. Deshalb bin ich auch kein Model geworden. Aber ich habe viel Sinn für Ästhetik und manchmal auch für Ethik. Deshalb esse ich keine polnischen Mastgänse und niemals foie gras und habe mich heute gefragt, ob man Marzipanschweine ästhetisch und ethisch schänden darf, um an den Genuss ihres Fleisches zu kommen. Oder ob das Ausführen dieser Handlung nicht vielmehr die Sündigkeit des eigenen Fleisches belegt.
Marzipanschweine sind ja so possierliche Geschöpfe. Man bekommt sie gern zum Jahreswechsel geschenkt, denn sie sollen Glück bringen. Ich bekam zum letzten und zum vorletzten Jahreswechsel jeweils ein Marzipanschwein geschenkt und verfuhr damit auf ganz unterschiedliche Weise. Das Schwein für 2009 steht immer noch dort, wo ich es geschenkt bekam, an meinem Arbeitsplatz nämlich. Ich dachte mir vor einem Jahr, ach, so ein süßes Schwein, das mag zwar lecker sein, aber das isst man doch nicht. Viel zu schön. Und dann bringt es am Ende kein Glück mehr – wie soll etwas Glück bringen, das nicht da ist – das wäre ja furchtbar. Jetzt ist das Schwein schon ein Jahr alt und ich werde es nicht mehr essen, da auch Marzipan ein Verfallsdatum hat. Aber ich frage mich nun, was in Zukunft mit diesem Schwein geschehen soll. Einfach wegschmeißen, schließlich ist das Jahr seiner Bestimmung vorbei? Wäre das nicht ein Affront gegen die Schenkerin? Oder einfach stehenlassen bis zur Pensionierung? Oder wenigstens bis zur Pensionierung der Schenkerin? Letzteres wäre vielleicht die Lösung, die Schenkerin ist bedeutend älter als ich.
Sie erkennen daraus, geschätzte Leser, das Dilemma, in dem ich mich stellvertretend für alle Schweinebeschenkten befinde: Eigentlich ist so ein Schweinderl zu niedlich zum Essen, aber was macht man mit Dingen, die vornehmlich zum Essen da sind, wenn man sie nicht isst?
Deshalb machte ich meinem Schwein für 2010 den kurzen Prozess:
Sieht es nicht furchtbar aus? Dabei hatte ich noch nicht mal reingebissen, nur abgebrochen. Lecker Schwein. Es bietet einem leider keine unauffällige Angriffsfläche, die Devise ist hier: zerstören oder unberührt lassen. Ich wählte die erste Option, indem ich mich daran erinnerte, dass ich als Kind beim Kaninchenschlachten mit Begeisterung Broschen aus den plüschigen Karnickelschwänzchen bastelte und diese dann monatelang stolz an der Brust trug. Im Vergleich dazu erschien mir das heutige Schweineschlachten doch bar alles Makabren.
Tja. Soll man nun oder soll man das Marzipanschwein nicht essen? Was ist ästhetisch und vor allem ethisch vertretbarer? Und was bringt mehr Glück? Meinungen und Diskussionsbeiträge hierzu sind herzlich willkommen.
Die Schenkerin des diesjährigen Schweins, des Jahrzehntschweins sozusagen, war übrigens eine andere als die des Vorjahresschweins. Und ich möchte ihr hiermit diesen Text widmen und ihr sagen, dass ich mich, seit ich ihr Schwein bis auf den letzten Krümel aufgegessen habe, von einem saumäßigen Glück durchflutet fühle. Das Glück dieses Schweins sei das Gold meiner Hüften!
Marzipanschweine sind ja so possierliche Geschöpfe. Man bekommt sie gern zum Jahreswechsel geschenkt, denn sie sollen Glück bringen. Ich bekam zum letzten und zum vorletzten Jahreswechsel jeweils ein Marzipanschwein geschenkt und verfuhr damit auf ganz unterschiedliche Weise. Das Schwein für 2009 steht immer noch dort, wo ich es geschenkt bekam, an meinem Arbeitsplatz nämlich. Ich dachte mir vor einem Jahr, ach, so ein süßes Schwein, das mag zwar lecker sein, aber das isst man doch nicht. Viel zu schön. Und dann bringt es am Ende kein Glück mehr – wie soll etwas Glück bringen, das nicht da ist – das wäre ja furchtbar. Jetzt ist das Schwein schon ein Jahr alt und ich werde es nicht mehr essen, da auch Marzipan ein Verfallsdatum hat. Aber ich frage mich nun, was in Zukunft mit diesem Schwein geschehen soll. Einfach wegschmeißen, schließlich ist das Jahr seiner Bestimmung vorbei? Wäre das nicht ein Affront gegen die Schenkerin? Oder einfach stehenlassen bis zur Pensionierung? Oder wenigstens bis zur Pensionierung der Schenkerin? Letzteres wäre vielleicht die Lösung, die Schenkerin ist bedeutend älter als ich.
Sie erkennen daraus, geschätzte Leser, das Dilemma, in dem ich mich stellvertretend für alle Schweinebeschenkten befinde: Eigentlich ist so ein Schweinderl zu niedlich zum Essen, aber was macht man mit Dingen, die vornehmlich zum Essen da sind, wenn man sie nicht isst?
Deshalb machte ich meinem Schwein für 2010 den kurzen Prozess:
Tja. Soll man nun oder soll man das Marzipanschwein nicht essen? Was ist ästhetisch und vor allem ethisch vertretbarer? Und was bringt mehr Glück? Meinungen und Diskussionsbeiträge hierzu sind herzlich willkommen.
Die Schenkerin des diesjährigen Schweins, des Jahrzehntschweins sozusagen, war übrigens eine andere als die des Vorjahresschweins. Und ich möchte ihr hiermit diesen Text widmen und ihr sagen, dass ich mich, seit ich ihr Schwein bis auf den letzten Krümel aufgegessen habe, von einem saumäßigen Glück durchflutet fühle. Das Glück dieses Schweins sei das Gold meiner Hüften!
Samstag, 2. Januar 2010
Zum neuen Jahr eine Kniefeige
Willkommen, liebe Leser, im neuen Jahrzehnt und im dritten Septentryo-Jahr. Schön, dass Sie auch in den Zehnerjahren weiter vorbeischauen. Kinder, die im Jahr 2000 geboren wurden, werden dieses Jahr zehn Jahre alt. Wie finden wir das? Wissen Sie auch noch so genau, was Sie Silvester 1999 gemacht haben?
Das neue Jahr begann für mich passenderweise mit einem Neologismus. Es war die fortgeschrittene Uhrzeit, zu der man an Neujahr aufzustehen pflegt, wenn man keine kleinen Kinder hat und nicht zur Gruppe der überzeugten Lerchen gehört. Später Nachmittag also. In einer trägen, im Sitzen ausgetragenen Keilerei schlug ich dem Spanier an meiner Seite (gut, diese Formulierung habe ich von Petra Reski geklaut, aber bei ihr ist es ein Italiener) eigentlich scherzhaft aufs Knie. Es klatschte ziemlich laut, ich erschrak ein wenig, weil ich ja niemandem ernsthaft Schmerz zufügen will, und sagte entschuldigend: "Tut mir Leid, jetzt habe ich dich wirklich geohrfeigt." Besagter Spanier blickte einige Sekunden lang ernst auf sein Knie und sagte dann ebenso ernst: "Geohrkniet." Diese bezaubernde Wortschöpfung erheiterte mich nun so sehr, dass ich im folgenden Lachanfall zu ersticken drohte, dabei aber noch mühsam herausbrachte, dass es ja, wenn überhaupt, dann doch gekniefeigt heißen müsse. Darauf besagter Spanier, im Hinausgehen: "Siehst du, wenn du mich ohrkniest, kniefeige ich dich mit Worten."
Diese Wortspielerei führt nun zu einer Menge linguistischer und küchenphilosophischer Schlüsse, von denen ein Teil das neue Jahr als Vorsatz oder doch als Wunsch begleiten könnte:
Das neue Jahr begann für mich passenderweise mit einem Neologismus. Es war die fortgeschrittene Uhrzeit, zu der man an Neujahr aufzustehen pflegt, wenn man keine kleinen Kinder hat und nicht zur Gruppe der überzeugten Lerchen gehört. Später Nachmittag also. In einer trägen, im Sitzen ausgetragenen Keilerei schlug ich dem Spanier an meiner Seite (gut, diese Formulierung habe ich von Petra Reski geklaut, aber bei ihr ist es ein Italiener) eigentlich scherzhaft aufs Knie. Es klatschte ziemlich laut, ich erschrak ein wenig, weil ich ja niemandem ernsthaft Schmerz zufügen will, und sagte entschuldigend: "Tut mir Leid, jetzt habe ich dich wirklich geohrfeigt." Besagter Spanier blickte einige Sekunden lang ernst auf sein Knie und sagte dann ebenso ernst: "Geohrkniet." Diese bezaubernde Wortschöpfung erheiterte mich nun so sehr, dass ich im folgenden Lachanfall zu ersticken drohte, dabei aber noch mühsam herausbrachte, dass es ja, wenn überhaupt, dann doch gekniefeigt heißen müsse. Darauf besagter Spanier, im Hinausgehen: "Siehst du, wenn du mich ohrkniest, kniefeige ich dich mit Worten."
Diese Wortspielerei führt nun zu einer Menge linguistischer und küchenphilosophischer Schlüsse, von denen ein Teil das neue Jahr als Vorsatz oder doch als Wunsch begleiten könnte:
- Eine Ohrfeige muss strenggenommen das Ohr treffen, sonst ist es nur eine Feige.
- Eine Feige allein macht noch keinen Schmerz, sondern ist ein Obst, und zur Gewalthandlung wird sie nur in Verbindung mit dem Ohr. Aber wird sie es auch mit dem Knie?
- Man kann jemanden nicht feigen. Feigen ist kein Verb. Aber in Verbindung mit dem Präfix ohr- wird es zu ebendem.
- ohr- ist also ein Präfix im Deutschen, das aus einem Importobst eine Gewalthandlung macht.
- Als Neuerung für das Einbürgerungsverfahren in Deutschland schlage ich anstelle des Sprachtests folgende Aufgabe vor: Kreieren Sie mindestens drei deutsche Neologismen, vorzugsweise durch Verbaffigierung. Die schönsten Neuschöpfungen werden mit einem Eintrag in den Duden belohnt.
- Ich bin auf jeden Fall dafür, dass Deutschland sich in seiner Eigenschaft als Einwandererland weiter entwickelt. Damit unsere Sprache lebendig bleibt.
Abonnieren
Posts (Atom)