Marzipanschweine sind ja so possierliche Geschöpfe. Man bekommt sie gern zum Jahreswechsel geschenkt, denn sie sollen Glück bringen. Ich bekam zum letzten und zum vorletzten Jahreswechsel jeweils ein Marzipanschwein geschenkt und verfuhr damit auf ganz unterschiedliche Weise. Das Schwein für 2009 steht immer noch dort, wo ich es geschenkt bekam, an meinem Arbeitsplatz nämlich. Ich dachte mir vor einem Jahr, ach, so ein süßes Schwein, das mag zwar lecker sein, aber das isst man doch nicht. Viel zu schön. Und dann bringt es am Ende kein Glück mehr – wie soll etwas Glück bringen, das nicht da ist – das wäre ja furchtbar. Jetzt ist das Schwein schon ein Jahr alt und ich werde es nicht mehr essen, da auch Marzipan ein Verfallsdatum hat. Aber ich frage mich nun, was in Zukunft mit diesem Schwein geschehen soll. Einfach wegschmeißen, schließlich ist das Jahr seiner Bestimmung vorbei? Wäre das nicht ein Affront gegen die Schenkerin? Oder einfach stehenlassen bis zur Pensionierung? Oder wenigstens bis zur Pensionierung der Schenkerin? Letzteres wäre vielleicht die Lösung, die Schenkerin ist bedeutend älter als ich.
Sie erkennen daraus, geschätzte Leser, das Dilemma, in dem ich mich stellvertretend für alle Schweinebeschenkten befinde: Eigentlich ist so ein Schweinderl zu niedlich zum Essen, aber was macht man mit Dingen, die vornehmlich zum Essen da sind, wenn man sie nicht isst?
Deshalb machte ich meinem Schwein für 2010 den kurzen Prozess:
Tja. Soll man nun oder soll man das Marzipanschwein nicht essen? Was ist ästhetisch und vor allem ethisch vertretbarer? Und was bringt mehr Glück? Meinungen und Diskussionsbeiträge hierzu sind herzlich willkommen.
Die Schenkerin des diesjährigen Schweins, des Jahrzehntschweins sozusagen, war übrigens eine andere als die des Vorjahresschweins. Und ich möchte ihr hiermit diesen Text widmen und ihr sagen, dass ich mich, seit ich ihr Schwein bis auf den letzten Krümel aufgegessen habe, von einem saumäßigen Glück durchflutet fühle. Das Glück dieses Schweins sei das Gold meiner Hüften!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen