Vielleicht ist das jetzt wieder so wie mit der Haubitze (wer sich nicht erinnert, lese den Eintrag "Besoffene Vögel mit Hauben"): Ich habe eine Erkenntnis, und alle Welt weiß es schon. Dennoch, auch auf diese Gefahr hin:
Vor unserem Haus steht zur Zeit eine mobile Toilette (was für ein lebloser Euphemismus). Sie steht dort, damit die Bauarbeiter, die gerade unsere Fassade renovieren, nicht in aller Öffentlichkeit an einen der Bäume in der Straße oder, noch schlimmer, im Garten pinkeln müssen. Mein Fahrrad schließe ich immer an dem Metallbogen direkt vor dieser Toilette an, um den Bauarbeitern zu zeigen: Hey, alles in Ordnung, ich parke auch vor eurem Klo, bin da nicht so etepetete und es stört mich auch nicht, dass ihr da ab und zu Aa und Pipi reinmacht. Ich will ihnen ein gutes Gefühl geben hier vor unserem Haus. Bei einem meiner An- oder Abschließvorgänge fiel mir auf, dass auf dem Häuschen ein Schild klebt mit der Aufschrift: "Immer gut versorgt - mit Toi Toi und Dixi". So ähnlich. Wichtig ist das Ende: Ganz entgegen meiner bisherigen Überzeugung firmieren Toi Toi und Dixi, die Embleme mobiler Geschäfteverrichtung in Deutschland und anderswo, als eine Marke! Ich hatte Toi Toi immer für den minderwertigen kleinen Konkurrenten von Dixi gehalten. Denn seien wir mal ehrlich: Es geht doch niemand, will er zum Beispiel beim Festival in Wacken kacken, "mal eben aufs Toi Toi", und es gibt auch nicht "irgendwo hier bestimmt ein Toi Toi". Dixi ist doch wie Tempo oder Pampers (und hat mit letzteren ja auch einiges gemein), der Markenname hat sich hier über die Bezeichnung des Gegenstands erhoben. Dixi ist, sicher nicht nur in meinem bescheidenen Teil des kollektiven Weltverständnisses, längst zum Synonym für mobiles Kacken geworden. Und ich dachte immer, armer Toi Toi, der versucht verzweifelt, einen Fuß in die öffentliche Jauchegrube zu bekommen und es gelingt ihm kaum, immer bringen die Leute ihr Verdautes lieber zu Dixi, oder sagen das zumindest. Aber es ist gut, dass es dich gibt, Toi Toi, so pflegte ich weiter zu denken, auch wenn man dich nicht so auf dem Zettel hat - du bist der David im Kampf gegen den Gülle-Goliath. Und nun muss ich entsetzt feststellen (sowas weiß natürlich unsere oberschlaue Wikipedia): Es gibt ihn schon lange nicht mehr, den David. Goliath hat ihn sich schon 1997 einverleibt. Ihm aber dennoch seinen Namen gelassen. Und seither scheißt die ganze westliche Hemisphäre (denn DixiToiToi entjaucht auch in Europa und Übersee) - in einen einzigen gierigen Exkrementeschlund! Jeder Bauarbeiter, jeder Konzert- und Festivalbesucher, alle bedienen denselben Monopolisten der Ausscheidungen! Ja du liebe Güte, hat da nicht mal jemand das Kartellamt informieren wollen? War wohl allen ein zu schmutziges Thema, was? Da regen sich alle immer über Globalisierung auf, und niemanden kümmert es, dass unser Ausgeschiedenes längst atlantiküberspannend entsorgt wird. Und natürllich, liebe Globalisierungskritiker, Biohaushaltsführer und Obamafans, war es mal wieder der Ami, der den kleinen Aamann aus Wiesbaden geschluckt hat.
Wenn sich also noch irgendjemand in diesem scheinheiligen Land wehren will gegen die monopolistische Ausbeutung unserer Exkremente, dann kann es nur einen Weg geben: zurück zur Natur! Macht wieder mehr in die Büsche! Bei "nur Pipi" ist das auch für das olfaktorische Empfinden viel angenehmer, und für "Groß" gilt die goldene Regel, die ich im afrikanischen Sahel lernte: Das Papier hinterher anzünden, sonst fliegt's dem Nächsten ins Gesicht und sieht unschön aus. Das wird ab jetzt mein konsequenter Anti-Globalisierungs-Beitrag.
Freitag, 14. August 2009
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