Heute tue ich etwas, was ich sonst nie tue: Ich schreibe eine Hommage. Eine ganz kleine nur für einen kleinen Mann, der Großes vollbringt in seinem Element. Man muss auch mal eine Hommage schreiben im Bloggerleben.
Der kleine Mann, dem diese Homme-age gewidmet ist, gibt sich den schönen Namen Shantel. Und er kann innerhalb von Minuten hunderte von Menschen zum Tanzen bringen. Das ist seine Kunst. Letzten Samstag verzauberte er mich mit vielen hundert anderen im Grünspan.
Da kommt man hin, ist wohlweislich pünktlich zum angekündigten Veranstaltungsbeginn gekommen, hat trotzdem zwanzig Minuten in der Schlange gestanden, betritt schließlich den Raum – und er ist schon da. Und macht schon Musik. Shantel hat uns den Balkan in die Beine gebracht und die Bukovina in unsere Herzen, mit Partybeats gemischt an seinem Mischpult. Manchmal singt er auch selbst ein bisschen dazu. Aber erst mal springt er ein paarmal runter von der Bühne, auf der sein Pult aufgebaut ist wie ein Altar, und hört von hier und hört von da und fragt durchs Mikro, ob der Sound so in Ordnung sei. Ja sicher, man will ja sofort tanzen. Man kann gar nicht anders. Ich habe noch nie eine Tanzfläche sich so schnell füllen sehen. Man kommt ja aber auch gar nicht zum Pinkeln oder zum Rauchen, weil Shantels schöne Balkan-Klangpotpurris den Körper beständig zur Bewegung anstoßen, die Beine eintakten und das Gesicht zu einem Dauerlächeln formen. Wirklich, ich habe auch noch nie so viele glückliche Gesichter beim Tanzen gesehen. Nach 25 Minuten sind die ersten auf die Bühne gesprungen, oder der kleine Herr Shantel hat sie zu sich raufgeholt, er mag das offensichtlich, sich mitten unter seinen Untertanen zu bewegen. Und er tanzt ja auch, sehr elegant und minimalistisch, sein ganzer Körper in dem schönen hellen Anzug ein einziges Rhythmusgefühl. Ab und zu springt er aufs Mischpult, um sich die jubelnde Meute mal von oben anzugucken. Und die Menge bezeugt ihm ihre Liebe, in einem sechsstündigen Akt ohne Pause mit Höhepunkten am laufenden Band. Sogar oben auf der Empore tanzen sie, es gibt einfach keine Flucht vor dem Tanz, immer grabscht die Musik neckisch nach den Beinen. Und als die erste Staffel der Tänzer nach vier Stunden Dauerbewegung erschöpft das Etablissement verlässt, steht da draußen die nächste Ladung seit einer Stunde Schlange und ist glücklich, dass sie nun endlich reinkann, und sogar das Hinaus- und Hineingehen im engen Flur geschieht rhythmisch, nicht einmal der Türsteher kann stillstehen. "Disko Disko, Partizani!" Und die geheimnisvolle Königin aus Tasmanien bleiben als Mantren des Abends. Dankel, Shantel.
Donnerstag, 17. September 2009
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