Montag, 19. Mai 2008

Freier Tag mit Brille im Klo und mittags Langusten

An meinem heutigen freien Tag hatte ich ziemlich viel Körperkontakt mit Fäkalien. Nicht willentlich, sondern gezwungenermaßen, versteht sich.
Es fing damit an (nein, eigentlich fing es nicht damit an, es fing vielmehr schon gestern an, aber dazu später), dass die Sonne heute morgen so schön schien. Und da es mein freier Tag war, hab ich mich erst mal schön mit Zeitung und Sonnenbrille, ohne viel Kleidung in den Garten gesetzt. Das war auch ganz wunderbar. Irgendwann musste ich aber aufs Klo, mein Stoffwechsel ist morgens eins a. Pardon, dass ich solche Details andeuten muss, sie dienen aber hier der Anschaulichkeit: Da die Sonnenbrille für drinnen zu dunkel ist, setzte ich sie mir ganz keß auf den Kopf auf dem Klo, und da ist sie mir natürlich beim Aufstehen ausgerechnet nach hinten runtergefallen, direkt in die Schüssel - abgezogen hatte ich noch nicht. Die Sonnenbrille ist mit Stärke und deswegen durchaus keine Wegwerf- oder Abziehbrille. Was blieb mir also übrig als der Griff ins Klo. Waren ja immerhin meine Fäkalien und das Waschbecken direkt daneben. Aber gern macht man sowas nicht. Ich habe mir trotzdem erlaubt, es hier zu erzählen, weil es ja schließlich auch in dem schönen Film Brot und Tulpen gleich zu Anfang eine Szene gibt, in der die Protagonistin ganz Ähnliches durchleben muss. Kunst ist Kunst (übrigens habe ich, wie's der Teufel will, heute beim Stöbern auch Ferreris Das große Fressen als DVD entdeckt, aber vom Kauf abgesehen).
Irgendwann bekam ich trotz des Exkrementeerlebnisses Hunger. Vom gestrigen Kochclubessen (da hatte es nämlich im Grunde angefangen) hatte ich noch jede Menge Paella und Langusten übrig. Also, eigentlich heißen die hierzulande gar nicht Langusten, sondern Gambas, aber für mich sind es spanische Langostinos a la plancha. Streng genommen also Langüstchen, oder Langüsteken, wie der Niederrheiner wohl sagen würde. Langusten habe ich für den Titel gewählt, weil es sich so schön und mediterran anhört. Die Gambas oder Langüstchen habe ich dann also schön mit ajoleo, mit Knoblauch und Olivenöl, gebraten, dazu eine Prise Kräuter der Provence. So hatte ich es mal bei irgendeinem Fernsehkoch gesehen (und das war, ich schwöre, das einzige Mal, dass ich einem Fernsehkoch zugeschaut habe). Dieser Koch hatte die Tiere allerdings vorher gehäutet und ausgeweidet, ich fand sie schöner ganz. Hinterher ist mir aber aufgegangen, dass das mit dem Ausweiden gar keine so schlechte Idee ist, denn macht man es nicht, hat man zwar den Spaß des Knackens und Pulens vor dem Essen, aber die Tiere haben ja auch alle mal was gegessen, und deshalb haben sie auch einen Darm. Der liegt direkt unter ihrer Rückenhaut und ist, wie sollte es anders sein, voll mit Meeresaa (ein seltenes Wort mit zwei Doppelvokalen). Und man bekommt ihn in der Regeln in die Finger, wenn man das Tier entschalt hat; er lässt sich aber im gegarten Zustand kaum noch herauslösen, ohne dass der Inhalt sich über Tier und Hände verteilt. Gut, könnte man sagen und habe ich mir gesagt, solange sie zu Lebzeiten in keine Ölpest geraten sind, ist das ja alles Natur pur, aber man muss sich doch mal vor Augen führen, was wir da im Glauben, eine Delikatesse zu verspeisen, in der Regel mitzuessen in Kauf nehmen: Exkremente! Alle größeren Tiere werden vor dem Verzehr ausgeweidet, nur Schalen- und Weichtiere werden dabei wohl allzu oft übersehen. Oder habt Ihr etwa immer Eure Weinbergschnecken und Gambas vor dem Genuss entdarmt? Werden die in Asien und Afrika sehr beliebten Heuschrecken und Käfer etwa ausgeschlachtet, bevor sie geröstet und als Exotikfastfood feilgeboten werden? Ich gebe zu, all das sind nicht die gängigsten Nahrungsmittel, aber irgendwann hat vermutlich jeder von uns schon mal Aa gegessen.
Je mehr ich darüber nachdachte, desto weniger schmeckten mir die Langusten, die ich höchstens noch als olle Krabben empfand. Gleichzeitig erschien mir mein Tun auch plötzlich sehr barbarisch: Da reißt man einem Tier, das man zuvor am ganzen Leib in heißes Öl geworfen hat und das einen noch aus toten, seltsam ausdruckslosen Augen anguckt, erst den Kopf und dann die Beine ab, um es dann vollends zu häuten. Und schließlich verspeist man es mitsamt seinen Eingeweiden.
Nach der vierten Schlammguste brach ich ab. Seitdem ist mir ein bisschen schlecht. Das liegt bestimmt an dem vielen Langustenaa. Gott, im Herzen bin ich doch ein echter Vegetarier. Oder sogar Veganer. Pflanzen haben wenigstens keinen Darm.

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