... ist besser als Hartz IV. Wenn es auch hier noch um Politik und Geld gehen wird. Aber nein, eigentlich kommen wir dazu erst in Venedig III. Zuerst ist doch der Mensch wichtig.
Am Abend meines ersten Venedig-Tages merkte ich, dass man zum Viellaufen dicke Sohlen braucht. Ich hatte einfach das Gefühl, den ganzen Tag über ein Geröllfeld gelaufen zu sein, und zwar barfuß. Gleichzeitig wollte ich aber, wie es meinem Naturell entspricht, nach getaner Arbeit nicht gleich ins Bett gehen. Und siehe da, die Rettung saß am Küchentisch meiner Herberge! Es waren die beiden weiblichen Wesen, mit denen ich unbekannterweise eine Nacht verbracht hatte, eine Mexikanerin und eine Argentinierin. Beide sehr unterhaltsam und beide viel älter, als sie aussahen (ja, man ist da doch manchmal erstaunt!). Und da sie gerade schon mal einen Wein auf hatten, nahm ich auch ein Glas und los wurde geplappert bei Wein und Weib, nur ohne Gesang. Die Mexikanerin gefiel mir besonders, ihr Name war Leticia. Und es hatte sich Venedig auch schon jemand in sie verliebt, nämlich... Giorgio! Ich konnte erst nicht glauben, dass sie überhaupt irgendeine Form der Kommunikation mit ihm gehabt hatte, in welcher Sprache?!
Es zeigte sich bald, dass es doch auch ohne viel Sprache geht. Giorgio kam nämlich alsbald und schenkte allen erst mal Wein nach. Und er schien sehr wohlgelaunt, allein das hatte ich ihm kaum zugetraut. Er wollte die beiden in einen anderen Ableger des Hostels bringen, und ich schlug vor, doch vorher noch gemeinsam etwas trinken zu gehen, wenn auch die Füße schmerzten, wann ist man schon mal abends in Venedig und hat Geld für ein paar Spritz in der Tasche, Lagunengetränk Nummer eins. So geschah's. Als lustiges Ausländerquartett setzten wir uns vor eine kleine Bar an einem ruhigen Kanälchen und zeigten dem einheimischen Publikum, wie interkulturelle Kommunikation ohne viel verbales Verständnis geht. Giorgio bemühte sich vor allem, Leticias Namen zu behalten und dann auch noch flüssig auszusprechen, was ihn die meiste Zeit beschäftigte. Sie machte sich einen Spaß daraus, ihn zappeln zu lassen und in schnellem mexikanischem Slang fortwährend zu foppen, wovon er natürlich kein Wort verstand. Und Karina, die Argentinierin, erzählte mir zu meinem Namen, sie habe in ihrem Wohnheim in Rom eine Chinesin, die auch Nina heiße. Sie war erstaunt, dass das offensichtlich ein Name sei, der in China und Deutschland gleichermaßen beliebt ist. Ich deutete an, dass ihre Nina wohl genauso wenig wirklich Nina hieß wie unser Giorgio Giorgio. "Was?! Er heißt nicht Giorgio? Warum behauptet er das denn, wenn es gar nicht stimmt?", entrüstete sie sich. Tja, Recht hat sie doch. Sollen denn Namen ausgewechselt werden können wie Unterhosen, nur damit sie irgendwelchen offensichtlich sprachgestörten Europäern etwas mehr Gedächtniskomfort bieten? Oder sollten wir, die globalisierte Generation, vielleicht gleich bei der Geburt ein Wörterbuch mit der Übersetzung unseres Namens in etwa 154 Sprachen bekommen?
Merke: Asiaten tragen gern Namen wie Tarnanzüge oder Chamäleons.
Dienstag, 7. Oktober 2008
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